Haareis – ein seltenes Phänomen im Winterwald

Irgendwo im braunen Laub sind weiß strahlende Körper an den Ästen, die auf dem Boden liegen. Es ist Winter, ein paar Grad unter Null, es liegt kein Schnee. Die weißen Körper, die überall im Wald verstreut zu sehen sind, sind Haareis – langfaserige Eisstrukturen, die an Zuckerwatte erinnern. Eine seltene Beobachtung.

Ich habe Haareis vor ein paar Tagen im Eifelwald unterhalb von Kloster Steinfeld gefunden. Ein schmaler Pfad führte herunter zum Kuttenbach, viel Laub bedeckte den Waldboden, überall lag Totholz herum, an zahlreichen dieser abgestorbenen Äste hing Haareis. Man muss Glück haben, um Haareis sehen zu können, es bildet sich an kalten schneelosen Tagen in Buchen- oder Laubmischwäldern, bei Temperaturen wenig und null Grad, bei hoher Luftfeuchtigkeit und Windstille. Ein Pilz ist dafür verantwortlich, dass Haareis am Totholz wächst. Das Ungewöhnliche an dieser Eisform ist, dass das Eis nicht wie ein Eiszapfen an den Enden, sondern von seiner Basis her wächst. Die feine Eiswolle entsteht, da das Wasser unter bestimmten Bedingungen nur oben im Holz gefriert. Dabei dehnt sich das Wasser aus, während von unten weiter Wasser nachdrückt, das dann an der Oberfläche gefriert.

Haareis – am Bach unterhalb von Kloster Steinfeld

Neu ist das Phänomen des Haareises nicht: Schon 1833 erschien die erste wissenschaftliche Abhandlung über das einzigartige Eisgebilde im „The London and Edinburgh Philosophical Magazine and Journal of Science“. Der Autor Sir John Herschel beschrieb Haareis damals als „band- oder hemdkrausenartige wellenförmige Masse, die scheinbar aus Längsrissen des Stiels im weichen Zustande hervorgequollen war. Die Bänder hatten eine glänzende seidenartige Oberfläche und ein faseriges Gefüge.“ Der Meteorologe Alfred Wegener vermutete in einer Veröffentlichung von 1918 einen „schimmelartigen Pilz“ hinter den Eisfasern auf nassem, abgestorbenem Holz. (aus: National Geographic)

Mehr Infos über Haareis in den Zeitschriften GEO und National Geographic

Haareis – am Bach unterhalb von Kloster Steinfeld

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